BernKanton BernDieser 100-Kilo-Emmentaler rollt ab Samstag durch die Schweiz

Dieser 100-Kilo-Emmentaler rollt ab Samstag durch die Schweiz

Sogar übers Eishockeyfeld
Zu Fuss mit einem grossen Käselaib über Stock und Stein: So wollen Mitarbeitende einer Emmentaler Käserei Schweizer Käse wieder vermehrt in die Köpfe der Menschen «rollen». Für die tatkräftigen Käse-Schieber ist in Winterthur Endstation, für den Emmentaler geht es danach – in Stücke geschnitten – aber noch viel weiter.
Publiziert am Fr 20. Okt. 2023 05:58 Uhr

Ab Samstag rollt ein Team einen Käselaib über eine Woche durch mehrere Kantone, von Zäziwil im Emmental bis nach Winterthur. Lukas Liebendörfer arbeitet in der Käserei Eyweid, die zur Jumi AG gehört. Der Käser erklärt, wie er auf die Idee kam, einen 100-Kilo-Käse tagelang mit den Händen zu rollen und wieso der Laib sogar einen Ausflug auf eine Eisfläche machen wird.

BärnToday: Was habt ihr da eigentlich vor?

Lukas Liebendörfer: Wir, also das ganze «Chäsi»-Team von Zäziwil, werden einen Laib Emmentaler Käse über acht Tage durchs Land rollen. Wir wollen es als Team zusammen schaffen, mit dem Käse von Zäziwil nach Winterthur zu kommen. Dabei wechseln wir uns regelmässig ab, weil es anstrengend ist und weil wir in Zäziwil auch jeden Tag neuen Käse machen. Es gibt jeden Tag frische Milch, da kann man nicht einfach mehrere Tage Pause machen.

Wie seid ihr darauf gekommen, den Käse durch die Schweiz zu rollen?

Der Emmentaler ist ein grosser Käse – einer der grössten, die es gibt. Die Laibe sind schwer –den kann man nicht einfach so tragen. Früher hat man Käse viel mehr gerollt als heute. Wenn man ihn verladen hat, hat man die Laibe aus dem Keller auf die Lastwagen gerollt. Viele, die bei uns arbeiten, haben das als Kinder noch hautnah miterlebt. Und daraus ist die Idee entstanden, den Käse zu rollen – aber nur aus der Käserei hinaus wäre nicht so spektakulär. Deshalb dachten wir uns, es wäre schön, wenn wir den Laib von da, wo er entsteht, bis dort, wo er geschnitten, verkauft und gegessen wird, in unserem Käseladen in Winterthur, rollen könnten.

Wie schwer ist der Käse?

Das ist immer etwas unterschiedlich, aber so ein Emmentaler ist zwischen 100 und 115 Kilogramm schwer. Das ist «fei e chli e Mocke».

Und was für eine grössere Idee steckt hinter dem Projekt?

In der Schweiz wurde noch nie so wenig Emmentaler produziert wie heute. Gleichzeitig ist der sogenannte Grosslochkäse weltweit einer der meistproduzierten Käsearten. Und obwohl wir in der Schweiz tolle Naturprodukte machen, wird relativ viel importiert. Wir wollen nicht jammern, sondern etwas dagegen machen: Wir wollen gegen das Problem anrollen. So wollen wir den Emmentaler wieder in die Köpfe der Leute bringen. Wir wollen, dass die Leute vor dem Einkaufsregal überlegen, ob sie einen Käse von hier, der vor der Haustüre produziert wird, oder einen importierten Käse kaufen wollen – ihn also ins Sandwich oder auf den Zmorgentisch rollen.

Für Samstag wurde Regen vorhergesagt. Ist das mit dem Käse kein Problem?

Es wird wohl einen durchzogenen Start geben, mit dem einen oder anderen Regentropfen. Dem Käse macht der Regen eigentlich nichts, die Rinde ist rundum geschützt. Der Person, die aktiv rollt, werden wir wohl einen Schirm hinhalten. Es wird sicher eine Herausforderung sein, aber sie wird auf jeden Fall draussen und bei jedem Wetter stattfinden.

Wollt Ihr den Käse auf der ganzen Strecke nur rollen oder sind besondere Anlässe geplant?

Der Käse wird auf vielen Strecken gerollt, viele werden uns sicher sehen. Wir wollen aber auch, dass der Käse, wenn wir schon so lange in verschiedenen Regionen unterwegs sind, etwas erlebt und ihn die Leute an verschiedenen Orten im Alltag treffen sollen. Wir besuchen beispielsweise eine Primarschule, wo wir zwei Stunden etwas über das Käsen lehren, machen ein Käsebuffet in einem Restaurant oder gehen ins Verkehrshaus in Luzern. So hat sich die ganze Route von Zäziwil nach Winterthur entwickelt. Und zwischendurch haben sich lustige Transportmittel ergeben. Beim Zürichsee holt uns jemand mit einem Boot ab und hilft und so bei dieser Strecke. Im Entlebuch dürfen wir mit einem Traktor den Hügel hoch, wenn es zu steil wird.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Speziell ist auch ein Besuch bei den SCL Tigers im Stadion. Wie ist das entstanden?

Für uns ist das Emmental unsere Heimat und es ist der Ort, an dem der Käse entsteht. Da wir nach Luzern wollen, führt die Strecke sowieso über Langnau. An unserem Starttag, am Samstag, ist ein Heimspiel. Da ist der Besuch bei den SCL Tigers ein fast schon logischer Schritt.

Wie sieht der Besuch bei den SCL Tigers aus?

Der Käse soll das Spiel live miterleben. Einige Minuten vor dem Spiel darf der Laib eine Runde auf dem Eis drehen. In der Pause darf man an verschiedenen Orten im Stadion den Käse probieren. Das ist das Wichtigste, dass Leute ein Stück Käse probieren dürfen. So haben alle etwas davon.

Man darf vom Käse probieren? Bleibt da am Ende noch etwas vom Laib übrig?

Zum «Schnouse» gibt es natürlich nicht den gerollten Käse, den brauchen wir ja noch und sonst würde er nicht mehr rollen. Wir werden also immer einige Stücke Emmentaler dabei haben, egal wo wir sind. Bei so einem schönen Lebensmittel ist es wichtig, dass man es nicht nur sieht, sondern auch probieren kann. Der Geschmack ist das Wichtigste.

Was passiert mit dem Käse, wenn Ihr das Ziel erreicht habt?

Wenn der Käse angekommen ist, waschen wir ihn erstmal sauber – er war ja eine Weile unterwegs. Der Emmentaler ist ein Schweizer Original, das eigentlich jeder Mensch auf der Welt kennt. Und da wir ganz viele Schweizer haben, die irgendwo im Ausland leben, wollen wir den Käse anschneiden und an jede Schweizer Botschaft in der Welt senden – ein Stückchen Heimat im Ausland, und dann auch noch der spezielle Laib, der acht Tage gerollt ist. Und man darf ihn auch vor Ort probieren. So kann man schauen, wie der Käse nach dem Rollen schmeckt.

    #Käse#Wirtschaft
© BärnToday