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Raum Thun: Dritter Beinahe-Crash zwischen Heli und Kampfjet innert sechs Jahren

Raum Thun: Dritter Beinahe-Crash zwischen Heli und Kampfjet innert sechs Jahren

Bekanntes Sicherheitsdefizit
Zum dritten Mal innert sechs Jahren ist es am Schweizer Himmel beinahe zu einer Kollision von Kampfjets mit einem Helikopter gekommen. Der Grund war stets ein altbekanntes Sicherheitsdefizit.
Publiziert am Di 28. Feb. 2023 16:10 Uhr
© KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE
- Am Himmel über Thun (links im Bild) ist 2021 ein Helikopter zwei Kampfjets gefährlich nahe gekommen. (Archivbild)

Das geht aus einem Bericht hervor, den die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) am Dienstag veröffentlichte. Dabei geht es um einen schweren Vorfall drei Kilometer westlich von Thun. Ein Helikopter war am 18. März 2021 zwei F-5E-Tiger-Jets der Schweizer Luftwaffe gefährlich nahe gekommen.

Laut Sust hatten die Besatzungen der Kampfjets den Helikopter visuell nicht erkannt, und sie wurden nicht durch technische Hilfsmittel unterstützt. Zudem konnten sie keine Verkehrshinweise zum Helikopter erhalten, da sie sich alle drei Fahrzeuge ausserhalb der Radarabdeckung bewegten.

Keine Kollisionswarnsysteme

Die Sust stellt fest, dass die beiden Kampfjets und der Helikopter über keinerlei Kollisionswarnsysteme verfügten. Nötig wäre dies aus ihrer Sicht insbesondere für Kampfflugzeuge, die mit hoher Geschwindigkeit durch vorwiegend zivile Lufträume fliegen.

Die Sust habe schon 2013 dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) eine entsprechende Empfehlung abgegeben. Der Bund solle «sicherstellen, dass diejenigen Luftfahrzeuge der Luftwaffe, die mehrheitlich im zivilen Luftraum betrieben werden, mit Kollisionswarngeräten ausgerüstet werden, die mit zivilen Standards kompatibel sind».

Das Fehlen eines Kollisionswarnsystems trug laut Sust bereits zu Fast-Kollisionen bei, die sich 2015 südöstlich des Militärflugplatzes Meiringen und 2018 über dem Zürichsee ereigneten.

Der schwere Vorfall 2021 im Raum Thun hätte gemäss Sust mit grosser Wahrscheinlichkeit verhindert werden können, wenn alle betroffenen Fahrzeuge Kollisionswarngeräte gehabt hätten. Da der Fall kein neues Sicherheitsdefizit darstelle, verzichte die Sust auf weitere Schritte und schliesse die Untersuchung ab.

Bundesamt sieht Empfehlung als erfüllt an

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit, es betrachte die Empfehlungen der Sust als erfüllt. Die Luftwaffe rüstete den Angaben zufolge ihre Luftfahrzeuge bereits teilweise mit für Kollisionswarngeräten aus.

Bei Kampfjets kommt das aber an seine Grenzen. Die Warngeräte seien nicht für die Leistungseigenschaften der Hochleistungsjets ausgelegt, schrieb das Bazl. Die Hersteller bauen auch keine Kollisionswarngeräte in die Jets ein.

Bei der Beschaffung der neuen Kampfflugzeuge stehen deshalb Transponder, die automatische Teilnehmerüberwachung (ADS-B) in der Flugsicherung und Sensoren zum Erkennen langsamerer Fluggeräte im Vordergrund.

(sda/lae)

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