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«20 bis 30 Tanklastwagen voll»: Gemeinde Wimmis sucht nach Wasserdieb

«20 bis 30 Tanklastwagen voll»: Gemeinde Wimmis sucht nach Wasserdieb

600'000 Liter fehlen
«Es handelt sich nicht einfach um eine Bagatelle», schreibt die Gemeinde Wimmis. Vergangene Woche sind mehrere 100'000 Liter Trinkwasser illegal abgezapft worden. Nun bittet sie in sozialen Medien um Hinweise zum Wasserverlust.
Publiziert am Do 20. Juli 2023 06:08 Uhr

1000 Liter pro Minute, elf Stunden lang. «Ein solcher Bezug ist praktisch nur ab einem Hydranten möglich», schreibt die Gemeinde Wimmis auf ihrer Website und in einem Facebookpost. Sie bittet um Hilfe, denn in der Nacht auf Mittwoch, den 12. Juli, verschwanden über 650'000 Liter Trinkwasser aus dem Versorgungsnetz. Der Gemeindeverwalter Beat Schneider spricht von 20 bis 30 Tanklastwagen.

Aufgefallen sei der Wasserverlust, weil jemand aus dem Oberdorf gemeldet habe, dass sie kein Wasser mehr hätten. Da habe man festgestellt, dass der Pegel um mehrere 100 Kubik gesunken sei. Die Kosten für die Gemeinde beziffert Schneider auf 50 bis 100 Franken.

Doch warum braucht man überhaupt soviel Wasser? In den Kommentaren auf Facebook wird gemutmasst: «Pool gefüllt» oder «Pschüttipumpi???», schreiben User.

Auch ein sehr grosses Leitungsleck könne zu einem so grossen Bezug führen. Aber die Gemeinde schreibt: «Ein Leck konnten wir nirgends feststellen, also muss irgendjemand irgendwo unberechtigt sehr viel Wasser bezogen haben.» Dazu kommt: Wenn es ein Leck wäre, hätte der Bezug nicht einfach aufgehört und diese Menge an Wasser hätte zu Schäden geführt, die man bemerkt hätte.

Das Leitungsnetz ist laut Website der Gemeinde der teuerste Teil der Wasserversorgung, es wird seit einigen Jahren schrittweise erneuert. Da das gesamte Netz unter hohem Druck stehe, würden auch kleinste Schäden zu einem grossen Wasserverlust beziehungsweise zu einem Versorgungsunterbruch führen.

Löschschutz nicht gewährleistet

Beim Wasserverlust handelt es sich aber laut Mitteilung nicht nur um einen dreisten Diebstahl. «Das ist nicht einfach nur eine Bagatelle, sondern ein sehr ernster Vorfall.» Die Versorgung und der Löschschutz seien zwischenzeitlich nicht mehr voll gewährleistet gewesen. Laut Naturgefahrenportal des Bundes gilt auch in Wimmis derzeit eine «mässige Gefahr» für Waldbrände. Erst im Januar löste eine Kletterin in Wimmis einen Waldbrand aus.

Für die Gemeinde ist klar, dass aufgrund der «riesigen Menge» der Wasserbezug jemandem aufgefallen sein muss und bittet die Bevölkerung um Hilfe. Der Facebook-Post wurde bereits über 130 Mal geteilt.

Gemeindepräsidentin glaubt nicht an böse Absicht

Wer in Wimmis von einem Hydranten Wasser beziehen will, muss eine im Wasserversorgungsreglement bestimmte, jährliche Grundgebühr von 20 bis 40 Franken bezahlen. Dazu kommen die Kosten für den geschätzten Bezug: 1000 Liter Trinkwasser kosten ein bis zwei Franken. Ab einer Million Liter wird es dann etwas günstiger. In Wimmis sind rund 600'000 Liter verschwunden.

Die Gemeindepräsidentin Barbara Josi geht aber nicht von einer bösartigen Tat aus. «Gemäss dem Brunnemeister bräuchte es 20 bis 30 Tanklastwagen, um eine solche Wassermenge abzuführen. Wenn das der Fall gewesen wäre, wären die Leute in Wimmis darauf aufmerksam geworden.» Mittlerweile sei der Wasserstand im Reservoir wieder normal. «Man muss keine Angst haben, dass wir eine Wasserknappheit haben», so Josi.

© Webcam Kraftwerk Augand
- Das neue Kraftwerk Augand wird seit 2020 gebaut.

Die Gemeinde Wimmis betreibt die Wasserversorgung selbst. Pro Jahr werden rund 400 Millionen Liter Trinkwasser aus Quell- und Grundwasser (Zünigwald und Augand) gefördert. Ein Teil davon wird in das Wasserversorgungsnetz Aeschi-Spiez eingespeist, der Rest an die Endverbraucher verteilt.

Nicht nur in Wimmis

Dass unbekannte Personen Wasser von Hydranten anzapfen, kommt immer wieder vor. Vergangenen Sommer sorgte ein Wasserdieb in Köniz für Aufruhr. «Sinken dort abrupt und unerklärlicherweise die Pegel, deutet dies auf illegalen Wasserbezug hin», sagte der zuständige Gemeinderat Hansueli Pestalozzi gegenüber der «Berner Zeitung» und «Der Bund». Damals soll es sich um einen Bauern gehandelt haben, der seine Felder mit dem illegal beschafften Wasser bewässerte. Die Gemeinde führte Kontrollfahrten durch, in der Folge wurde kein Wasser mehr gestohlen. Auf eine Anzeige wurde in diesem Fall verzichtet.

© KEYSTONE/Peter Klaunzer
- Hydranten sind eigentlich nicht zum Bewässern von Feldern gedacht.

Auch in der Gemeinde Arni verschwinden immer wieder grosse Wassermengen, wie die «Berner Zeitung» berichtete. Im Jahr 2020 schafften es rund 60 Prozent des jährlichen Verbrauchs nicht bis zu den Endverbrauchern – ganze 14 Millionen Liter Wasser fehlten. Damals habe der Brunnenmeister Manipulationen bei mehreren Hydranten entdeckt und man habe sich auf die Suche nach Lecks gemacht.

    #Wasser#Wasserversorgung
© BärnToday

Bis zu 1000 Liter Chemikalien in Wimmis ausgelaufen