«Robin Hood» auch nächstes Jahr auf der Tellspiel-Bühne
Der grosse Befreiungsschlag ist dem finanziell angeschlagenen Verein «Tellspiele» mit der erstmaligen Inszenierung rund um den englischen Helden «Robin Hood» nicht gelungen. Im Gegenteil: «Bisher wurden rund 20 Prozent weniger Tickets verkauft als im Vorjahr», sagt Vereinspräsident Pascal Minder.
Immerhin: Das Worst-Case-Szenario, ein frühzeitiger Abbruch der Saison, konnte verhindert werden. «Wir spielen sicher bis am 7. September», sagt der Vereinspräsident. «Wenn wir jetzt noch etwas Wetterglück haben, können wir das Ergebnis noch etwas aufbessern auf rund 11'000 verkaufte Tickets.» Das wäre ein Rückgang von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Robin Hood auch 2025
Die Zahlen bei den Tellspielen in Matten bei Interlaken sind seit einigen Jahren rückläufig. Der Verein, wo auch Präsident Minder ehrenamtlich arbeitet, kämpft mit den Kosten, welche die einzigartige Freilichtspiel-Bühne verursacht. Um dem Publikum etwas Neues anzubieten, wurde erstmals nach über 100 Jahren statt der Geschichte des Schweizer Nationalhelden Wilhelm Tell, jene der englischen Kultfigur «Robin Hood» aufgeführt.
Dass diese nun nicht zum Fliegen kommt, habe verschiedene Gründe. An der Produktion liegt es laut Minder nicht. «Jene Leute, die uns besuchen, sind meistens begeistert. Wir erhalten fast ausschliesslich positive Rückmeldungen.» Aus diesem Grund und auch um Kosten zu sparen, werde «Robin Hood» nächstes Jahr auf die Tellspiel-Bühne in Matten zurückkehren. Das bestehende Regie-Team habe bereits zugesagt.
Erneute Gespräche mit Gemeinden
Ob Wilhelm Tell und sein «Walterli» jemals wieder auf die Tellspiel-Bühne in Matten zu sehen sein werden, steht noch in den Sternen. Ein Comeback in den nächsten Jahren wäre zwar angedacht, zuerst muss aber die finanzielle Zukunft der Tellspiele gesichert werden. Die Vereinsleitung hat deshalb eine Task-Force gegründet, die sich intensiv mit der Zukunft des Vereins Tellspiele ab 2026 beschäftigt, verrät Minder. Die zuständigen Mitglieder haben sich schon mehrmals getroffen.
Die Finanzierung der Saison 2025 bleibe in der Verantwortung der Vereinsleitung. Mit deutlich mehr Ticketeinnahmen rechnet Minder auch in Zukunft nicht: «Der Kuchen wird nicht grösser. Wir sind eines von 30 Freilichttheatern im Kanton Bern und müssen uns wohl mit 10'000 bis 12'000 Leuten pro Jahr zufriedengeben.» Das reiche nicht, um den Unterhalt der kostenintensiven Infrastruktur zu finanzieren. Man sei auf Gelder der öffentlichen Hand oder von privaten Investoren angewiesen. Konkrete Gespräche würden diesbezüglich noch folgen. «Die Politik und Gesellschaft werde über die Daseinsberechtigung der Tellspiele entscheiden», so Minder.
Ähnlich wie Wilhelm Tell oder Robin Hood müssen auch die Verantwortlichen der Tellspiele kämpfen. Ob es ein Happy End gibt, ist in dieser Geschichte aber noch offen.