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Berner vor Wettkampf: «Sportholzfällen hat nicht viel mit Männlichkeit zu tun»

Schweizermeisterschaft
Am Wochenende finden in Luzern die Schweizermeisterschaften im Sportholzfällen statt. Mit dabei ist auch der Berner Dominik Gygax. Im Interview sagt er, wie er trainiert, was den Sport für ihn ausmacht und ob Holzfällen etwas typisch Männliches ist.
Publiziert am Fr 25. Aug. 2023 05:50 Uhr

Dominik Gygax bezeichnet sich auf Deutsch als Sportholzfäller, auf Englisch als «Axe Man». Er sei «wenig spektakulär» zum Sportholzfällen gekommen, sagt der Berner, der als Telekom-Ingenieur arbeitet. Als Dominik vor einigen Jahren wieder mit Sport beginnen wollte, habe er sich überlegt, was zu ihm passen könnte. Er kannte Hermann Schönbächler aus «Auf und davon», der nun in Kanada Holz fällt.

Darum habe er sich gedacht: «Ich habe gern Holz. Vielleicht kann ich das auch in der Schweiz machen.» Er meldete sich schliesslich für ein Newcomer-Camp von STIHL Timbersport an. Das eine führte zum anderen und jetzt stehen die Schweizermeisterschaften im Sportholzfällen an.

BärnToday: Ist Holzfällen typisch männlich oder gibt es auch Frauen in der Community?

Dominik Gygax: Es ist zwar eine von Männern dominierte Szene – ich denke, das ist historisch bedingt. Es waren halt ursprünglich hauptsächlich Männer, vor 150 Jahren und mehr, die in den Wald gingen um zu Holzen. Aber wir haben eine stark wachsende weibliche Community, die auch Sportholzfällen. Das begrüssen wir alle sehr. Aus meiner Sicht hat der Sport nicht viel mit Männlichkeit zu tun.

Was begeistert dich am Sportholzfällen?

Auf der einen Seite ist es diese Urchige und Ursprüngliche. Es ist ein naturverbundener Sport, denn wir müssen das Holz kennen, das wir hacken. Nicht jedes Holz ist genau gleich. Auf der anderen Seite bin ich eher der Typ «Brechstange». Es ist ein Sport mit einem hohen Gewaltfaktor. Die Höchstleistung muss innert Sekunden abgerufen werden. Und dann gibt es auch noch das, was der Sport neben dem Sport mit sich bringt: Wir haben eine sehr coole Community.

Wie fühlst du dich, wenn du am Holzfällen bist?

Es ist einfach so ein Sportler-Feeling. Ein totaler Fokus, den man auch zum Beispiel im Fitnessstudio erleben kann, wenn man schwere Gewichte hebt. Und gerade an einem Wettkampf habe ich noch einmal diesen Adrenalinkick, durch den ich auch Leistungen bringe, die ich im Training nicht hervorholen kann.

Wie sieht dein Training aus?

Ich trainiere auf zwei verschiedene Arten: Einerseits schaue ich durch Fitnesstraining, dass ich körperlich fit genug bin. Auf der anderen Seite ist das Training mit Holz sehr wichtig. Das ist eigentlich relativ simpel: Wir haben Holz bereit und zerhacken es. Und wir achten darauf, dass wir alle Disziplinen entsprechend trainieren können. Grundsätzlich ist es so, dass die Athletinnen und Athleten der Schweiz in Teams trainieren. Es gibt fünf Trainingsgruppen, die einen sind grösser, die anderen kleiner. Wir bei uns sind leider nur fünf Personen im Moment, wir versuchen das aber noch etwas aufzubauen. Ich persönlich trainiere in zwei verschiedenen Teams und in intensiven Phasen probiere ich, auch individuell zu trainieren.

Hast du dich beim Trainieren auch schon verletzt?

Ja, das passiert. Wir arbeiten deswegen mit Schutzausrüstung. Unter den Hosen und unter den Schuhen haben wir Kettenstrümpfe und Kettensocken, damit wir uns nicht in den Fuss oder ins Bein schneiden. Die häufigste Verletzung ist, dass man sich in die Hand schneidet, weil man nicht vorsichtig genug mit der Axt umgeht. Das ist auch mir schon ein-, zweimal passiert.

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Bist du erschrocken?

Nein, tatsächlich gar nicht. Es ist wie, wenn man mit einem gefährlichen Werkzeug arbeitet. Man weiss, man geht ein Risiko ein – ein kalkuliertes Risiko. Dementsprechend ist man darauf vorbereitet.

Woher kommt das Holz, mit dem ihr trainiert?

Das wollen viele wissen. Das Holz kommt aus unseren Wäldern. Gerade das, welches wir im Training brauchen, kommt nicht von speziellen Plantagen, die speziell für unseren Sport angesetzt wären. Das ist in der Regel Holz aus der Umgebung, möglichst wenig weit bewegt – denn das kostet Geld. Im Idealfall trainieren wir mit weichem Holz, aber wir nehmen, was der Wald und die Waldbesitzenden so hergeben.

Und was passiert damit nach dem Training?

Es wird verbrannt. Entweder für unseren eigenen Bedarf, oder je nachdem wird es auch Energieholz. Es wird auf jeden Fall weiterverwendet. Dafür erreicht uns logischerweise auch Kritik. Wir hatten auch schon Gespräche darüber mit Spaziergängern. Negative Rückmeldungen sind aber selten, die meisten haben Freude daran, was wir machen. Es ist naturnahe, wir brauchen keine Energie, nur unsere eigene. Im Vergleich mit einem Eishockeystadion haben wir wohl eine deutlich bessere Öko-Bilanz.

Nun steht die Schweizer Meisterschaft an. Bist du bereit?

Ich fühle mich bereit und bin aktuell in Bestform. Ich weiss, dass ich so gut vorbereitet bin, wie es nur geht. Letzten September durfte ich bereits als Gastathlet mitmachen. Dieses Jahr ist das erste Mal, wo ich voll mitmache und in die Wertung komme.

    #Sport#Holz#Wald#Lifestyle
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